poetischer terrorismus. ein inszeniertes drama in der stadt Das Projekt bezieht sich auf Handlungen, als eine Art Reiseführer, der nicht zu einem Abbild eines gewanderten geschichtlichen Pfades wird; also ein Handlungsführer, eine Kartographie von Handlungen. Dieser Handlungsführer wird durch eine ständige begriffliche Auseinandersetzung neu gestaltet und rekonfiguriert somit die Topologie des Umfeldes. Im urbanen Experimentierfeld ist jeglicher öffentliche, halböffentliche und private Raum primär durch gesellschaftliche Praktiken organisiert. Diese Praktiken sind einerseits behördliche Ebenen der Benutzung, andererseits individuelle Systeme, die aber gesetzlichen Schienen folgen; aber nur so weit, bis sich in einer Ebene eine Handlungskondensation bildet, das heißt, der Benutzer legt einen Grat zwischen Behörde und Individualität selbst fest. Diese Ebene verschwimmt je nach Individualität und eröffnet die Möglichkeit einer Reaktion auf einen Handlungseingriff. Auseinandersetzungen mit bestimmten Merkmalen eines städtischen Ortes (geographisch, sozial, kulturell, imaginär), können zur potentiellen Entstehung von urbanen Handlungen führen. Zeiten, in denen diese Orte relativ offen sind (Nachlässigkeit, oder sie sind Benutzern einfach entgangen), würden eine Art Besetzung ermöglichen. Stadtwanderungen, von mir definiert als studio walks, ermöglichen eine virtuelle dreidimensionale Karte, die durch die Beobachtung von den oben erwähnten Merkmalen Orte für urbane Injektionen freilegen. Welche Möglichkeiten für einen Handlungsführer bestehen nun: Man kann eine städtische Situation beobachten und versuchen, bestimmte Handlungen dokumentarisch festzuhalten. Wichtig ist ein begrenztes urbanes Experimentierfeld. Die neu eingeführten Handlungen ziehen sich an und verfehlen sich zum Teil auch. Es wird in diesem Experimentierfeld ein Begriff eingeführt. in dieser arbeit, der begriff der heterotopie, ein kapitel des handlungsführers. Die Auseinandersetzung mit dieser Begrifflichkeit erfolgt über Text (Definition und Begriffsauseinandersetzung) und Visualisierung / Haptik (mögliche urbane Konsequenz folgend dem Text). Die Sprache / der Text muss in den Handlungsführer eingebunden sein, um eine erforderliche Methodik der Auseinandersetzung zu provozieren. Der grundlegende Text bildet eine narrative Verarbeitung von Handlungspraktiken. Ich beschäftige mich also mit Begriffen, Handlungen und Strategien, um diese in ein urbanes Umfeld zu injizieren, Reaktionen zu dokumentieren und um urbane, dynamische Prozesse zu beeinflussen. Im Virtuellen, sowie auch im Tektonischen. Es wird also ein neuer urbaner Zustand geschaffen, der einerseits virtuelle, andererseits topologische Zusammenhänge neu konfiguriert. Ich spreche nun von Handlungszusammenhängen, die in deren Kartographie eine Veränderung des Bezuges zur urbanen Situation herstellen. Die Überprüfung der Handlungsinjektion erfolgt anhand der Veröffentlichung, der Reaktion darauf und auch einer Zeitschiene, die eine Beziehung zwischen Virtualität und Topologie erzeugt. Ein tektonischer Eingriff im städtischen Raum verändert die Kartographie eines Reiseführers nur gering, kann jedoch dem Handlungsführer ein Spannungsmoment in einer bekannten städtischen Situation liefern. Wir teilen somit ein städtisches Konstrukt und erreichen durch diese Eingriffe eine Wahrnehmung von Phänomenen, die in einer bekannten urbanen Oberflächlichkeit Symptome des Begriffes Stadt unterdrücken. Man kann diese Unterdrückung auch als `Verpackung´ eines urbanen Umfeldes betrachten, das unterschiedliche Extreme bewusst vermeidet. Eine gewiss erscheinende urbane Stabilität, wird auf Basis einer Handlungsschiene durch die Einführung von neuen Möglichkeiten der Auseinandersetzung gesplittet und neu konfiguriert. Durch den Handlungsdiskurs werden Praktiken gegenübergestellt, die vordergründig keine wesentlichen Methodiken der Betrachtung - im Zuge einer kartographierten Wanderung - hervorgerufen haben. So wird durch die Injektion einer urbanen Handlung ein Moment des Diskurses geschaffen, das für weitergehende urbane Strategien ein Fundament bilden kann. Die Einführung eines neuen urbanen Details, kann im Virtuellen, als auch im Topologischen neue Verbindungen erzeugen, die durch eine geführte Wendung eine weitere Betrachtungsebene schaffen. Die Kapitel des Handlungsführers halten Handlungen eines bestimmten Zeitraumes fest. Damit kann eine neue Karte einer Stadt gezeichnet werden, die sich aus Beziehungen von Benutzer - Tektonik und Virtualität ergeben. Die Erinnerung an bereits gesetzte Handlungen eröffnet die Möglichkeit, dieses Repertoire für neue urbane Injektionen zu verwenden. Wir breiten eine Handlungskarte auf, als Grundlage die Idee eines Reiseführers und sehen eine Veränderung des Bezuges zur bekannten Urbanität. Dem zweidimensionalen Reiseführer wird eine dritte "Handlungsachse" hinzugefügt. Somit wird ein dreidimensionaler, zeitabhängiger Handlungsraum geschaffen, der sich - je nach Betrachter bzw. je nach "Geführtem" - darstellt. Der Handlungsführer soll uns also ein neues Feld urbaner Praktiken eröffnen. kapitel: hetertotopien die grundlage ein text; ein text über heterotopien, heterotopien im medizinischen sinne, als ein fremdgewebe im körper, an einer stelle, an der es normalerweise nicht vorkommt. der text als grundlage einer veröffentlichung, als starter für einen handlungsschritt. das projekt benötigt die imagination, eine leise vorstellung, eine grosse unbekannte, um die handlung nicht nur im tektonischen, sondern auch im virtuellen raum zu verfolgen. im bereich der akustik erzeugt die ausbreitung des schalls durch leere und fülle, verschiedene strategien der wahrnehmung. ebenso könnte man die betrachtung von handlungen als bezug auf verschiedene topologische situationen, als eine art ausbreitung sehen und somit tektonische grenzen bestimmen, wobei die endgültige herausforderung in der sich ändernden beziehung zwischen benutzer und objekt liegt. eine heterotopie wird eingeführt. sie reagiert nicht auf ein abbild des vorhandenen, sondern verändert dieses durch neu auftretende handlungen. die betrachtung des abbildes wird also direkt durch eine handlung determiniert. es werden dadurch neue synergien urbaner wanderungen geschaffen. eine heterotopie entsteht, wenn einem ort eine spezifische funktion zugeschrieben wird, die nicht mit der topografie des ortes allein verstehbar ist. das heißt, erst durch die auseinandersetzung mit diesem ort (topologie), kann eine wechselbeziehung aufgebaut werden. somit stellt die beziehung von benutzer und raum (definiert durch eine art chronologie des benützens) eine verknüpfung der topologie mit dem stadtraum her, sowohl eine virtuelle-, als auch eine räumlich begreifbare. wir erzeugen konkurrierende räume, die ohne ort nicht existent sind, aber durch ihn nicht eindeutig definiert sind. somit ist die beziehung ort – topologie hergestellt. wir heben die bekannte zeitenfolge auf und erreichen dadurch eine simultaneität. die geschichte des ortes wird zum thema und erzeugt eine neue ebene der auseinandersetzung. damit sichert sich die position soweit, dass die heterotopen topologien nur in beziehung zum ort und zur zeit stehen, soweit ein benutzer - objekt austausch besteht. der vektor der zeit, beziehungsweise der temporären funktionalen topologie, kann die beziehung zur momentanen örtlichkeit ständig verändern, ja sogar eine funktionslose, leere tektonische hülle hinterlassen. die vielzahl von handlungsräumen lässt uns verstehen, was stadt bedeuten kann. zusammenhänge unterschiedlicher intensitäten, geschwindigkeiten und widersprüchen können ein urbanes konstrukt bilden. heterotopien sind ein element dieser verbindungen. wann ist ein überbleibsel der tektonischen verräumlichung der geschichte, eine heterotopie? die besetzung dieses raumes kann schon im akt der einnahme eine konkurrierende situation schaffen, die genau im zeitpunkt dieser veröffentlichten inanspruchnahme eine virtuelle heterotopie erzeugt, ohne jemals eine konkrete strategie der besetzung zu erläutern. ich erweitere die heterotopie um den begriff der anamorphose; eine anamorphose definiert bilder, die nur unter einem bestimmten blickwinkel, beziehungsweise mittels eines speziellen spiegels oder prismensystems erkennbar sind. das heißt, topologien werden in der folge eines einschreitens (gedanklich und physisch) als neue konkurrierende konstrukte wahrgenommen. daraus folgt, dass sowohl in der virtuellen als auch in der realen situation eine art aktivator die topologische anamorphose hervorruft. als prozess sollte eine urbane handlung entstehen, die sich mit einer angekündigten verörtlichung auseinandersetzt und neue realitätsmuster schafft. fantasmagorie von emile cohl zeigt uns das verlangen, wandelbare zustände wahrzunehmen. die ständige metamorphose, gesetzt durch handlungsschritte, präsentiert eine ständig neue wahrnehmung des ausgangszustandes. daraus ergeben sich folgende fragestellungen: werden stadträume durch indirekte bewusstmachung - oder durch weitere zurückstellung - ins interesse gebracht? kann ein neu besetzter, unbeachteter raum, eine neue öffentliche dynamik erzeugen? sind durch die beeinflussung mittels eines unberechenbaren momentes prozesse sozialer art steuerbar? die antworten darauf liegen im grad der öffentlichen beeinflussung; das heißt, erst die urbane auseinandersetzung von benutzern kann die art der veränderung der urbanen dynamik definieren. sie kann sowohl das extrem des konservierens, als auch einen wille des veränderns zeigen. wenn wir in der architektur nicht nur tektonisches suchen, sondern eine form von handelnden ereignissen und einer dialektik, bekommen die oben genannten fragen eine topologische komponente, die den benutzer in deren formulierung mit einbezieht. kant oder leibniz? diese frage organisiert ein so genanntes grundprinzip der obigen ansätze. der eingriff in einen bestehenden stadtraum verändert nicht nur die tektonik dieses ortes, sondern auch eine persönliche auseinandersetzung eines jeden benutzers. ich meine damit eine konfiguration eines neuen ortes in der stadt, der durch den handlungschritt der heterotopie eine neue, virtuell topologische organisation erhält. vorerst nur durch den benutzer, also ein individueller handlungsraum, mit einer darauf folgenden gesellschaftlichen `verräumlichung´. dieser handlungschritt kann auch ohne beachtung bleiben und in dem feld der intention verweilen. bekannte tektonische strukturen können in einem exzess des überflusses geteilt, verwunden, gebrochen, neu strukturiert werden. nicht um der zerstörung willen, sondern für ein moment der überraschung. die überraschung scheint mir in diesem kontext ein wichtiges element zu sein. ich spiele mit der idee der maske, mit einer schrittweisen bekanntmachung einer handlung. ein steuerbares überraschungsmoment entsteht und die eventuelle negation eines totalangriffes wäre vermeidbar. eine langsame demaskierung könnte eine unbekannte verstärken und ein moment der überraschung bewusst hervorrufen. sie erfolgt in einer seichten anspielung auf die neue konfiguration, um eine persönliche virtuelle reorganisation des städtischen raumes eines jeden benutzers (urbaner schauspieler) zu bewirken. man muss sich der medialen präsenz stellen, um die virtuelle urbane rekonfiguration zu beeinflussen. geheimdienste verwenden in deren reihen so genannte schläfer, die unbemerkt von und in der gesellschaft und deren selbst leben. bei einem bestimmten zeichen der organisation wird der schläfer aktiv und handelt nach einem vorher antrainierten muster. ebenso kann eine urbane rekonfiguration funktionieren, versteckt, in einer reduzierten veröffentlichung mit einer demaskierenden handlung. einbruch in häuser, aber anstatt etwas zu stehlen, poetische topologien hinterlassen und die topologie in dem moment aufgeben, an dem sie mediatisiert und repräsentiert wird und als tektonische (gedanken-) hülle zurückbleibt. man kann dieses virtuelle projekt als ein entstehendes proklamieren, veröffentlichen und begehen. die reaktionen der öffentlichkeit, nach der bekanntmachung dieser virtualität, werden durch den handlungsführer festgehalten. somit können neue karten einer stadt gezeichnet werden, die sich aus beziehungen von benutzer - tektonik und virtualität ergeben. der versuch, sich dem ort zu nähern, besetzt durch eine raumsequenz eines bordelles, führt zu einer neuordnung der handlungen vor ort. man spaltet in diesem fall eine bekannte handlungsstruktur durch eine neuerschaffung einer gewissen unbekannten. eine unbekannte, die nur in der begegnug einer vorstellung liegt. schlecht behaftet, gesellschaftlich ausgereizt; verbindungen in verschiedene soziologische ebenen einer urbanen wanderung. ich verwende ein nicht ganz unbekanntes gesicht, es vermag jedoch die grenze zu einer bekanntheit zu verwischen und genau in diesem moment in die handlungsstruktur der städtischen prozession einzugreifen. vertraute perspektiven werden zu nicht vertrauten tektonischen kompositionen. das bordell kann ein stadtbild sichtbar prägen, geschlechterverhältnisse verschieben und die räumliche ordnung der gesellschaft verändern. die stadtstruktur der innsbrucker altstadt spielt mit dem verbergen und dem zeigen, das heißt, hinter den fassaden werden strukturen nur sehr begrenzt nach aussen geführt. wir drehen somit diese kultur um und zeigen eine virtuelle offensichtlichkeit, die aber beobachtete handlungen verbirgt – physisch, aber nicht in der imagination. diese art des bekannten zieht urbane handlungen in sich auf und vermag urbane topologien miteinander zu vermischen. benutzer wollen nicht gesehen werden. nicht beim eintreten und nicht beim rauskommen. ein handlungraum vermengt in einem gewissen umkreis verschiedene taktiken einer benutzung der stadt. das betrachten und betrachtet werden erzeugt eine neue urbane position; eine neue auseinandersetzung mit einer klar unterbrochenen struktur. ich will die stadtbenutzer als schauspieler sehen, sich selber dieser profilierung nicht bewusst, aber er agieret mit handlungen, neuen topologien und virtuellen räumen. er verändert eine gewohnte urbane struktur durch sein virtuelles eingreifen. viele schauspieler kennen die bordellsequenz nur aus augenzeugenberichten und aus medialen übermittlungen. die sequenz wird durchwandert, mögliche erfahrungen werden durch diese heterotopie verunsichert, weniger bestätigt. neue räumliche sequenzen verändern das gewohnte stadtbild, wir erzeugen konkurrenzsituationen mit einem urbanen umfeld und lenken eine öffentliche dynamik mit einer proklamation. es wird eine konfliktbeziehung in einer unerwarteten situation in einem öffentlichen raum aufgebaut. daraus ergibt sich erstens eine begreifbare, proklamierte heterotope tektonik und zweitens eine daraus folgende virtualität. der öffentliche raum erfordert die austragung dieser konfliktbeziehung. der besetzte ort reizt die vorstellung. verschiedene präsentationen und unterschiedliche reaktionen können erzeugt werden, dadurch, dass man einen prozess injiziert: mittels öffentlichen mitteln, auf lokaler ebene (feedback im lokalen raum), und durch ein deponieren einer position. ein bestimmter ort wird durch diese proklamation ins gespräch gebracht, in ein neues visuelles schema integriert und die topologien werden neu geordnet. phantasien werden projiziert, das vorbeigehen kann ein urbanes drama evozieren. die heterotopie reorganisiert tektonische und gesellschaftliche prozesse und generiert intensive räumliche konzentrationen. die virtualität ist einerseits eine ebene der heterotopen auseinandersetzung, andererseits eine möglichkeit, den handlungsführer zu visualisieren. Die Visualisierung ist ein Teil dieses Kapitels. Sie kann sowohl textlich und medial präsent, als auch haptisch erfolgen. Das Kapitel der Heterotopie wird als Folge des Textes medial in eine öffentliche Präsenz gebracht und diese dokumentiert. .....der Text wird zur Handlung. bernhard obholzer, 2006 quellen: hakim bey die temporäre autonome zone edition id-archiv ISBN: 3894080394 paul virilio ästhetik des verschwindens merve verlag ISBN: 3883960527 michel de certeau kunst des handelns merve verlag ISBN: 3883960608 michel foucault die heterotopien|der utopische körper suhrkamp ISBN: 3518584286 martina löw raumsoziologie suhrkamp ISBN: 3518291068